DOK Leipzig und die Frauenquote

Zum Abschluss von DOK Leipzig habe ich Festivaldirektorin Leena Pasanen drei Fragen gestellt. Bei der Eröffnung des Festivals hatte sie angekündigt, für die Jahre 2018 und 2019 eine Quote für Regisseurinnen im Deutschen Wettbewerb einzuführen. Leena Pasanen wünscht sich eine „bessere Zukunft für Filmemacherinnen“ (mein komplettes Interview beim Filmverband Sachsen). Ich habe die Festivalchefin u.a. nach den Reaktionen auf diese Entscheidung gefragt.

Der Weg zur Quote

Leena Pasanen hatte Anfang 2015 erst einige Wochen als Festivaldirektorin von DOK Leipzig hinter sich, als ich sie um ein Statement für einen Artikel über Frauen in der sächsischen Filmbranche bat.

DOK Leipzig Festivaldirektorin Leena Pasanen

Leena Pasanen. Foto: DOK Leipzig / Susann Jehniche

Damals formulierte Pasanen:

Aufgewachsen in Finnland wurde ich von vielen weiblichen Führungskräften inspiriert und es stand immer unumstößlich fest, dass es keine Position gibt, für die eine Frau nicht geeignet wäre – besonders nicht im Filmgeschäft. Aber Geschlechtergleichberechtigung ist nicht ohne Anstrengungen und eine klare Politik möglich. Wir brauchen Genderstudies, um die Schwachpunkte zu sehen und in einigen Fällen auch Quoten, um alte Muster zu durchbrechen.

Der komplette Schwerpunkt-Artikel zu diesem Thema lässt sich hier nachlesen:

In einem späteren Gespräch erzählte mir Leena Pasanen, dass sie nach meiner Anfrage das Gender-Thema in Deutschland stärker in den Blick genommen hat. Knapp drei Jahre später ist nun einer jener Fälle da, die wohl eine Quote erfordern. 2017 lief – nach einem starken Frauenjahrgang 2016 – nur ein einziger Film von einer Regisseurin.

2009 war ich in der Auswahl-Jury für das Filmschool Fest. Qualität konnte dabei nicht immer das ausschlaggebende Kriterium für eine Aufnahme ins Programm sein. Schon die Länge der Filme spielte eine große Rolle. So gab es beispielsweise zwei asiatische Filme, die beide mit circa eine halben Stunde recht lang waren und sich zudem beide auch noch mit einem ähnlichen Thema beschäftigten. Beide Filme hatten meine Jurykollegen und mich überzeugt, dennoch war klar, dass wir nur noch einen der beiden Filme ins Programm aufnahmen konnten. Das Geschlecht des Regisseurs dafür als Kriterium heranzuziehen hätte da durchaus Sinn gemacht.

Ich bin gespannt, wie sich die Quote auswirkt, erst recht in der kurzen Frist von zwei Jahren.

Denn selbst mit besten Absichten steckt der Teufel im Detail. Dass Pasanens Statement zur Frauenquote (hier nachzulesen) Rina Castelnuovo-Hollander, die einzige Frau im deutschen Wettbewerb, als „Co-Regisseurin“ bezeichnet wird, ist sprachlich nicht glücklich. Erst recht nicht, weil sie die treibende Kraft hinter ihrem Projekt „Muhi – Generally Temporary“ war.

Crowdfunding für Tauben-Gewinner

„Muhi“ gewann dann die Goldene Taube im Deutschen Wettbewerb. Der Dokumentarfilm erzählt die bewegende Geschichte eines palästinensischen Jungen, der gefangen zwischen zwei Welten in einem israelischen Krankenhaus um sein Leben kämpft. In seinen allerstärksten Momenten zeichnet der Film eine Utopie, in der Religion und Nationalität nicht mehr trennen, denn Muhi ist es egal, ob er eine jüdische Flagge schwenkt, aus der Tora oder dem Koran betet.

Still Tauben-Gewinner im Deutschen Wettbewerb "Muhi"

Muhi mit seinem Großvater Abu Naim und Buma Inbar (Humanitärer Freiwilliger und Friedensaktivist). Foto: Neue Celluloid Fabrik

Einen klassischen Kinoverleih hat „Muhi“ nicht. Daher möchte Produzent Jürgen Kleinig den Film mit seiner Neuen Celluloid Fabrik im Eigenverleih ins Kino bringen. Zur Anschubfinanzierung hat der Produzent deswegen eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Mehr Infos dazu gibt es auf Indiegogo.com