Die grandiose Julia Pühringer hat eine grandiose Brandrede über das Frauenbild in Filmen gehalten, nein, eigentlich viel umfassender, was Filme, die Filmindustrie und die ganze Gesellschaft mit *Frauen macht: (M)Womentum – How today’s choices shape tomorrow’s history. Or: What I learned at the movies. Alle, die Geschichten erzählen, sollten Pühringers Text, denn sie macht so unglaublich eindringlich deutlich, dass es eben nicht „nur“ Filme, Bücher, Songs oder Artikel sind, sondern dass sie die Welt beeinflussen. Pühringer hat das am treffendsten selbst formuliert, aber ich möchte ein paar Gedanken dazu aufschreiben.
Just like books, movies taught me everything. /
Ganz genau wie Bücher haben mich Filme alles gelehrt.
Pühringer erzählt von einem Interview, dass sie beim diesjährigen Festival in Cannes mit Céline Sciamma („Tomboy“, „Bande de filles“, „Portrait of a Lady on Fire“). Eine Aussage zerriss ihr das Herz, wie sie selbst beschreibt, und genauso hat es sich für mich auch angefühlt. Sciamma sagte:
…as a woman, I spent my whole life loving films that hated me. /
… als Frau habe ich mein ganzen Leben damit zugebracht, Filme zu lieben, die mich hassen.
Deswegen fällt es mir auch jetzt oft noch so schwer, diese Misogynie zu benennen. Ich haben diese Filme geliebt, sie fühlten sich an wie Freunde. Und obwohl uns *Frauen diese Filme verraten haben, tut es weh das zu kritisieren, was man das ganze Leben geliebt hat.
Als ich nach einem Bild für diesen Post gesucht habe, habe ich das Bild von Katherine Hanlon gefunden. Passt, habe ich mir gedacht. Dann habe ich die Bildbeschreibung gelesen:
It was election day, 2016. Every single day on the way to school in this really old neighborhood of Clarksburg, we passed this faded ad painted on this brick building, and I knew that this day was going to be the day to snap a photo. That’s my daughter. The day ended much different than it started, but this moment was perfect.
Passt noch mehr: Vor dem historischen Moment, an dem erstmals eine Frau Präsidentin der USA werden sollte, findet eine Fotografin dieses Graffiti und fotografiert ihre Tochter davor. Mein Lateinlehrer hat mir einmal erzählt, dass Frauen in der Geschichte immer mal wieder annähernd gleiche Rechte hatten (meist, wenn sie reich waren), aber dass jene Rechte immer schnelle wieder von den Männern kassiert wurden. Sieg und Niederlage liegen nah beieinander. Es geht nicht darum, dass irgendeine Frau US-Präsidentin oder EU-Kommissionspräsidentin wird. Aber es geht darum, dass Filme uns nicht hassen sollten. Dass Frauen und Männer und alle anderen Geschlechter gleichberechtigt sind – und gleichberechtigt dargestellt werden.
Photo by Katherine Hanlon on Unsplash