Der Rabe und die Hexe

Otfrieds Preußlers „Die kleine Hexe“ habe ich als Kind heiß und innig geliebt. Und die Verfilmung von Lieblingsbüchern ist ja immer so eine Sache. Preußler selbst ging das ähnlich. Susanne Preußler-Bitsch, eine Tochter des Schriftstellers und zugleich Verwalterin seines literarischen Erbes, erklärt das:

Die kleine Hexe war wie ein Mitglied der Familie Preußler und lag meinem Vater besonders am Herzen. Er hatte sie für meine Schwestern und für mich erfunden, um uns die Angst vor bösen Hexen zu nehmen. Sie war auch eine der ersten Geschichten, die er aufschrieb. Zu groß war seine Sorge, dass ein Film nicht dem Geist des Buches und dem Charakter der kleinen Hexe gerecht werden könnte.

Nach der ersten Trailer-Sichtung war ich bereits vom Raben Abraxas und Karoline Herfurth als kleine Hexe hingerissen. Regisseur Mike Schaerer inszeniert mit leichter Hand einen wundervollen Kinderfilm, der meinem 6-jährigen Sohn ebenso gut gefallen hat wie mir.

Die kleine Hexe spricht mit dem Raben.

Für mich trägt das Raben-Gesicht Züge von Axel Prahl, der dem schwarzgefiedertem Tier seine Stimme lieh. Wohl eine eigene Form des Kuleschow-Effekts.

Dreh mit drei Raben

Heute erscheint „Die kleine Hexe“ auf DVD und BluRay. Wie der Rabe Abraxas lebendig wurde, habe ich mir für „Film- & TV-Kamera“ aufgeschrieben.

Animatronics bei Märchendreh

Der Rabe existierte in drei Ausprägungen: Als elektronische Puppe, als Stabpuppe und in digitaler Form. Kameramann Matthias Fleischer war ebenfalls vom Gesamtergebnis begeistert:

Durch das Animatronic bekommt die Rabenfigur einen etwas tattrigen Effekt, als Stabpuppe ist sie wiederum sehr organisch-menschelnd, der CGI-Rabe zeigt ein differenziertes Spiel. Das funktioniert herausragend gut und gerade die Kinder akzeptieren ihn in seiner ganzen Dreieinigkeit!

Mit Matthias Fleischer habe ich zudem ein Interview über seine Arbeit an „Die kleine Hexe“ geführt, nachdem er mit dem Bayerischen Filmpreis in diesem Jahr ausgezeichnet wurde.

Immer ein Geheimnis im Bild

Bei der Preisverleihung gab er ein tolles Kompliment an sein Team: „Ohne euch kann ich nicht arbeiten.“ Im Interview erklärt er das sehr pointiert:

Je kompetenter und je passender ein Team mit einem arbeitet, desto treffender können sie dann die Filmsprache weiterführen. Was nützt mir die größte Intuition oder der schönste Sinn für Rhythmus, wenn ich einen Bühnenmann habe, der fährt wie ein Trampel?

Foto: Studiocanal GmbH / Claussen+Putz Film / Walter Wehner