40-minütiger Cliffhanger

Morgen steht die Verleihung der Primetime-Emmys an, und seit ich „This is us“ gucke, fiebere ich für die  NBC-Serie mit. Natürlich habe ich das meiste, was sonst als Favorit gehandelt wird, (noch) nicht gesehen. Für diesen Artikel sollte das aber in Ordnung gehen, weil auch in den USA fast niemand die nominieren Serien kennt, wie Variety heute in Almost Nobody Watches Most Emmy-Nominated Shows, Survey Finds mit auf eine Umfrage der Katz Medien Group festgestellt hat. Zudem schafft kein stimmberechtigtes Mitglied der Television Academy, alle 9000 Einreichungen in 190 Kategorien zu sichten. Das beschreibt solch ein Mitglied im Gespräch mit DWDL (Inside Emmy: Der Wahnsinn beginnt beim Wahlkampf) und insbesondere die Materialschlacht, mit der insbesondere Netflix um Stimmen wirbt: „Die Nominierung von ‚This Is Us‘ deutet zumindest darauf hin, dass auch kleine Underdog-Networks noch Chancen haben.“ Underdog also, immerhin hat seit 2006 mit „24“ keine Network-Serie mehr gewonnen.

Die Verschachtelung der unterschiedlichen Erzählebenen macht „This is us“ dramaturgisch reizvoll und die Figuren sind mir ab der ersten Folge ans Herz gewachsen. Die Qualität lässt sich ganz gut mit der Wirkung beschreiben, wie  atemlos ich die Folge „Memphis“ (Staffel 1 Folge 16) verfolgt habe. Immerhin endete die Folge zuvor für zwei Plotlines mit einem ziemlichen Fragezeichen. „Memphis“ beachtete diese aber gar nicht (bis auf einen einzigen Satz), so dass man quasi mit den Figuren 40 Minuten beim Cliffhanger baumelte.

Das ist beileibe nicht neu, und wird z.B. bei „The Walking Dead“ häufiger gemacht. Obwohl ich auch dort persönlich jene Folgen (meist) mag, die sich nur mit einer oder zwei Figuren beschäftigen, trägt es dort eher zu einer Verlangsamung des Tempos bei. Randall und seinen leiblichen Vater William auf dem Roadtrip nach Memphis zu begleiten, treibt die Handlung für den gesamten Bogen von „This is us“ voran. Wir können und wollen als Zuschauer gar nirgends anders sein als bei Randall und William, aber trotzdem treibt mich beim Gucken immer wieder die Frage um, was ist mit Kevin, was ist mit Jack? Und diese Verknüpfung zwischen den Figuren und zwischen den Zeiten, macht „This is us“ so spannend.

Die richtige Form einer Geschichte

The Hollywood Reporter hat in On Set With ‚This Is Us‘: TV’s Feel-Good Megahit Ups the Stakes in Season 2 einige Hintergründe bei der Entstehung der Serie beleuchtet. Zunächst hatte Creator Dan Fogelman einen Stoff über Achtlinge zunächst für die große Leinwand entwickelt, kam aber immer wieder zu der Frage zurück:

What’s the fucking point of this?

Bis ihm die Idee kam, dass der Twist am Ende auch der Anfang einer Serie sein könnte. Seine Charaktere brauchten dadurch keinen Anfang, keine Mitte und kein Ende – keinen „fucking point“. Darum gestaltet sich das Schreiben so herausfordernd, weil wir immer die richtige Form für eine Geschichte finden müssen, denn manchmal steckt der „fucking Point“ schon dort verborgen.

Hier eine kleine (englischsprachige) Preview auf die Folge 16 von Staffel 1: